Französisches Theaterfechten

Theaterfechten in Frankreich
Französische Fechtgrüße
Weltmeisterschaften 2004 in Les Sables d'Olonne


Theaterfechten in Frankreich

In Frankreich hat das Fechten einen höheren Stellenwert aufgrund der Geschichte und auch das Theaterfechten ist dort weit verbreitet und populärer als in Deutschland. Es gibt mehrere Fechtmeister, welche Theaterfechten unterrichten und Vereine, die sich darauf spezialisiert haben. Von September 2002 bis September 2003 habe ich in Paris gelebt, die französische Theaterfechtschule und die dortige Theaterfechtszene kennen gelernt und viele Kontakte geknüpft. In Frankreich habe ich auch erstmals Meisterschaften im Theaterfechten erlebt. Ich habe die Französischen Meisterschaften und Weltmeisterschaften (alle 4 Jahre) im Theaterfechten kennen gelernt.
Einen ausführlichen Bericht über meine Fechterlebnisse und -erfahrungen in Frankreich können Sie hier herunterladen. Dieser Artikel erschien auch in der Zeitschrift Fechtsport (Nr. 6, 2003, S. 21) des Deutschen Fechterbundes. frankreich.pdf (10 KB)

Ein besonders interessantes und schönes Erlebnis war die Teilnahme an einem Trainingslager in Südwestfrankreich in den Pyrenäen. Im August 2003 wurde ich mit einigen französischen Theaterfechtern und Freunden aus Berlin von der Bruderschaft der Musketiere von Barétous eingeladen. Aus der dortigen Region stammen einige Personen, die Alexandre Dumas als Vorlage für seinen Roman "Die drei Musketiere" dienten. Wir haben einige Herkunftsorte und Residenzen der historisch belegten Romanfiguren besucht und an einem großen Fest teilgenommen, wo wir Fechtszenen aufgeführt haben. Von unserem Besuch finden Sie hier einen Bericht in Französisch und einige Fotos. Einen kurzen Bericht auf Deutsch gibt es hier: pyrenaen.pdf (7 KB)

Musketiere

Les Grands Saluts - französische Fechtgrüße

Eine Spezialität der Franzosen sind die Fechtgrüße (Les Grands Saluts). Sie sollen ursprünglich aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen und wurden bei Zeremonien oder größeren Festen am Hofe des Königs aufgeführt. Inwieweit das stimmt, ist schwer zu beurteilen. Zumindest ist ein Gruß historisch belegt. Der Gruß, der bei den Franzosen unter dem Namen "Ludwig XV mit Hut" bekannt ist, findet sich im bekannten Buch "L'Ecole des Armes" (1763) vom Fechtmeister Domenico Angelo wieder (Abbildungen 10 bis 14).
Die Grüße hat der bekannte französische Fechtmeister und Präsident der französischen Fechtakademie Claude Carliez wieder entdeckt und in Frankreich bekannt gemacht. Die Grüße sind sehr schön anzusehen und werden öfters bei Theaterfechtaufführungen gezeigt. Außerdem schulen die Grüße auch sehr gut die Haltung, die Bewegungen und die Koordination.
Insgesamt gibt es 9 Grüße, wovon 2 militärische und die 7 anderen höfische Grüße sind. Sie lassen sich folgendermaßen untergliedern:

Militärische Grüße:
Claude Carliez beim Gruß Höfische Grüße mit einer Waffe (Degen): Höfische Grüße mit zwei Waffen (Degen und Linkshanddolch): Höfischer Gruß mit einer Waffe und einem Hut:

Ich habe alle 9 Grüße mit Begeisterung gelernt (hauptsächlich beim Fechtmeister Michel Olivier in Paris) und unterrichte sie auch.


Weltmeisterschaften 2004 in Les Sables d'Olonne

Plakat zur WMAm 21. Mai 2004 fanden die französischen Meisterschaften und am 22. Mai 2004 die Weltmeisterschaften im Theaterfechten in Les Sables d'Olonne an der Westküste Frankreichs statt. Aus unserem Berliner Verein waren wir mit zwei Aufführungen vertreten. Unsere Schwertfechter sind mit dem Stück "Das Gottesurteil" in der Kategorie Duo-Mittelalter angetreten und haben die Bronzemedaille gewonnen.
Mein Fechtpartner Thomas Mensen und ich haben in der Kategorie Duo-Zeitlos/Fantasy teilgenommen, wo wir auch die Bronzemedaille errungen haben. Wir sind für Deutschland und unseren Verein (OSC Berlin) mit freundlicher Unterstützung des Fechtmeisters und Präsidenten der deutschen Fechtakademie Mike Bunke angetreten. Dort haben wir unser eigenständig entwickeltes Stück "Die Fette Beute" aufgeführt, welches aufgrund seines Witzes und seiner Originalität beim Publikum gut ankam. In der Rubrik Fotos sind einige Bilder von dieser Aufführung zu sehen.
Leider gab es im Vergleich zu der Vielzahl der Franzosen nicht so viele ausländische Teilnehmer. Die Franzosen, welche zum Teil auch wirklich gut sind, haben alle ersten und zweiten Plätze belegt. Es war eine gelungene und sehr interessante Veranstaltung. Ich bin begeistert, andere Leute mit den gleichen Interessen kennen zu lernen und ihre Ideen und ihren Fechtstil zu erleben.
Das Regelwerk und die Ergebnisse mit den Bewertungen sind auf den Seiten der Französischen Fechtakademie zu finden. Organisiert wurden die Meisterschaften vom Verein CREATS aus Les Sables d'Olonne, auf dessen Seiten weitere Informationen zu finden sind. Unser Trainer Gerd Borho hat einen ausführlichen Bericht zu unserem WM-Abenteuer geschrieben: wm2004.pdf (28 KB)


www.mantel-und-degen.de  © 2004-2014 Karsten Hoffmann